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Die Flüsse von London

Ein Buch, welches mit Witz und und Details die London-Sehnsucht zu stillen versteht.

Inhalt

Können Sie beweisen, dass Sie tot sind?
Peter Grant ist frischgebackener Police Constable, als man ihm einen unerwarteten Karrierevorschlag macht: Er soll Zauberlehrling werden, der erste in England seit fünfzig Jahren. Jetzt muss er sich mit einem Nest von Vampiren in Purley herumschlagen, einen Waffenstillstand zwischen Themsegott und Themsegöttin aushandeln, Leichen in Covent Garden ausgraben...Alles ziemlich anstrengend. Und der Papierkram!
"Die Flüsse von London - B. Aaronovitch"

Informationen

Titel: Die Flüsse von London
Autor: Ben Aaronovitch
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Erscheinungsdatum: 1. Januar 2012
Seiten: 480
Genre: Fantasy-Krimi
Preis: 9,95€

Durch die Beschreibung auf dem Buchrücken wird das gesamte Ausmaß des Romans nicht ganz deutlich. Es bietet mehr einen Ausblick auf einen kleinen Teil der Handlung, was allerdings nicht schlecht ist. Man weiß grob, um was es geht und weiß doch noch nicht zu viel. Im weiteren Verlauf des Romans wird dann deutlich, dass es um zwei Fälle und im gesamten um das Leben von Peter Grant geht. Peters neues Leben wird anhand der beiden Fälle aufgezeigt und zwischen Verhandlungen mit Mama und Papa Themse und plötzlich auftretenden Morden mit magischen Fußabdruck entdeckt Peter die Vor- und Nachteile des Daseins eines Zauberlehrlings.

Meine Meinung

„Die Flüsse von London“ war eine Empfehlung und ich bin immer noch unglaublich froh, dass man diese mir gegenüber ausgesprochen hat. Denn sonst wäre mir dieses einzigartig gute Buch entgangen und das wäre wohl eine ewige Bildungslücke geblieben. Von Seite Eins an überzeugt der erste Teil der bisher fünfteiligen Reihe mit Witz, guten Charakteren und einem einzigartigen Gefühl – es ist beinahe so als würde man mit den Charakteren durch die Straßen von London wandeln und die Stadt noch ein wenig besser kennenlernen.
Zuerst hatte ich meine Bedenken wegen des Buches und des dortigen Mix' aus Krimi und Fantasy. Denn Krimis waren bisher immer nie sonderlich mein Genre, entweder grusel ich mich zu sehr oder es ist doch recht langweilig für mich – und deswegen war ich wegen dieser Komponente in „Die Flüsse von London“ zuerst doch wirklich skeptisch. Doch bereits nach den ersten Seiten konnte Peter Grant, der Protagonist, mir mit seinem Charme diese Angst nehmen. Man lernt auf eine gewisse Art und Weise mit Peter dieses ganze Kriminalistische kennen und bekommt zu allem eine ausführliche Erklärung, die aber durchaus nicht langgezogen oder langweilig ist. Man rutscht so langsam in die Materie hinein und ist schneller ein Experte für Scotland Yard als man gucken kann. Ich persönlich fand den Krimi-Anteil sehr passend und als Komponente, durch die man das magische London kennenlernt, wirklich passend gewählt. Einfach, weil es doch ziemlich logisch ist, dass das Übernatürliche häufig kriminell wird – zumindest liefert der Roman so einen guten Überblick über beide Aspekte des Buches. Die Polizeiarbeit und die Magie. Das eben der zweite Aspekt, also die Magie, schon recht früh Erwähnung und Bedeutung gewinnt, finde ich gut. So entsteht keine große Vorgeschichte, in der die Leser nur darauf warten, dass es richtig losgeht und man findet sich direkt in der Handlung wieder. Peter trifft bei einem Routineeinsatz auf einen Geist und erkennt diese Existenz recht schnell, weswegen der letzte Magier Londons und gleichzeitig Polizeiinspektor Thomas Nighingale auf den Police Constable aufmerksam wird. Aaronovitch spart sich seine Überlegungen und Kniffe nicht bis zuletzt auf, wie es ja leider viele Autoren machen, sondern zeigt durch die aktionreiche Aufstellung der Szenen, dass er die Handlung bis ins kleinste Detail durchdacht hat. Jede Erwähnung hat einen Sinn, auch wenn dieser vielleicht erst gegen Ende für den Leser gänzlich erkennbar ist – zuerst leuchten einem ab und an Fragezeichen in den Augen auf, doch diese verschwinden, wenn man die letzte Seite des Buches gelesen hat. Aaronovitch schafft es mithilfe klar aufeinander aufbauender Szenen und glatten Übergängen ein flüssiges Bild zwischen den Aspekten Polizeiarbeit und Magie zu erschaffen – man hat glatt das Gefühl, dass es genauso und nicht anders laufen muss. Es fühlt sich ganz natürlich an beim Lesen und somit erschafft Aaronovitch für mich ein ganz eigenes Genre.

"Die Flüsse von London - B. Aaronovitch"
Zwei weitere Mittel, die zentral für den Roman sind, sind: der Humor und die Genauigkeit im Detail. Sobald man das Buch aufschlägt und die erste Beschreibung liest, in der Peter am Covent Garden steht und sich der langweiligen Polizeiarbeit entzieht, befindet man sich praktisch in London. Aaronovitch schafft es durch eine unglaublich lebendige und genaue Beschreibung der Umgebung, der Passanten oder Ähnlichem den Leser an eben diesen Ort zu versetzen. Man sieht sich selbst durch die Seitenstraßen von London laufen, wandelt mit Peter durch den Covent Garden und wird auf all die kleinen Eigenarten dieser schönen Stadt aufmerksam gemacht. Sei es nun die Architektur oder die vielen Tesco-Läden, die in London Einzug gefunden haben – der Autor lässt sie zu einem festen Teil der Stadt werden und wenn man dann mal wieder in London ist: Plötzlich sind überall Tesco-Filialen! Diese Detailtreue findet sich in jeder Beschreibung Aaronovitchs wieder. Sei es nun die Funktionsweise des Scotland Yards, die Geschichte eines Charakters oder irgendwelche geschichtlichen Fakten. Alles wirkt schlichtweg sehr echt und das macht einen großen Teil des Charmes in dem Roman aus. Auch, dass dabei keine vielleicht sonst „verpöhnten“ Aspekte ausgelassen werden, finde ich sehr charmant – wenn Peter nun einmal spitz auf seine Kollegin Lesley ist, dann bekommt der Gute auch ein Problem in südlichen Regionen. Es sorgt für ein realistisches Bild, die Figuren wirken menschlich, und dazu sorgt es für den ganz speziellen Humor des Buches. Womit ich zu dem zweiten Mittel komme, welches mir in „Die Flüsse von London“ besonders gefallen hat: eben der Humor! Ich habe selten oder eigentlich fast noch nie bei einem Buch wirklich richtig lachen müssen – doch Ben Aaronovitch hat es geschafft und ich musste an einigen Stellen das Buch tatsächlich zur Seite legen. Einige seiner Situationen sind einfach herrlich amüsant und wenn er dann auch noch so schlicht und einfach einige Handlungen beschreibt, die die meisten Autoren weglassen – es ist eben Situationskomik in einem Buch. Etwas, was ich bisher noch nicht wirklich gefunden habe und an dieser Reihe (es zieht sich nämlich durch alle Bücher, ein Glück!) so liebe. Die Szenen sind detailreich, echt und einfach lustig.

Und genauso skizziert Aaronovitch auch seine Charaktere. Egal, ob die Charaktere innerhalb des Scotland Yards, die auf der magisch guten Seite oder die übernatürlichen Wesen – alle Figuren haben einen sehr klaren Charakter und eine wichtige Funktion für die Handlung. Keine der Figuren existiert, bloß um zu existieren und ich finde das Spiel der verschiedenen Charaktere sehr gelungen. Es gibt keine Figur, die ich schlecht ausgearbeitet oder deplatziert finde – ob ich nun Sympathie für die Figur hege oder nicht, sie dürfte in dem Beziehungsgeflecht der Geschichte vermutlich nicht fehlen. Peter Grant als Protagonist der gesamten Reihe, finde ich sehr angenehm und mal etwas neues. Er ist nicht perfekt in dem, was er tut und kein Überflieger – er ist ein ganz normaler Polizist, der nicht in die Papierkram-Abteilung versetzt werden will und sich deswegen auf das plötzlich anwesende Übernatürliche einlässt. Seine Reaktionen sind nachvollziehbar und ganz nebenbei ist es herrlich, was für ein kleiner Aufreißer und Charmeur Peter sein kann – wo weibliche Rundungen zu sehen sind, da sind auch Peters Augen. Jedoch macht er das Ganze nicht auf eine ekelige Art und Weise, sondern so wie es eben in dem Leben eines Mannes ist (zumindest denkt man das als Frau und dieses Bild zu erschaffen, ist wiederum ebenfalls eine Leistung Aaronovitchs!). Man liebt ihn ein wenig dafür. Aber auch alle anderen Charaktere sind mit ebenso vielen Details und mit einer Menge Charme ausgestattet. Sei es nun der Zauberer Thomas Nighingale, der etwas im letzten Jahrhundert hängen geblieben ist (ich liebe es, wenn er mit der Technik überfordert ist und Peter versucht es ihm zu erklären!), Peters beste Freundin Lesley, die im Gegensatz zu Peter ein vorbildlicher Police Constable ist, die Polizisten mit ihren genialen, aber nicht Stereotypischen Macken sind, sehr eigenwillige und freche Flussgötter oder Toby, der ganz schön viel Biss hat. Die Charaktere sind alle zusammen einzigartig, liebevoll ausgearbeitet und sorgen dafür, dass die Vielfalt Londons auch in dem Roman deutlich wird – ohne dabei aufdringlich zu wirken. Beim Lesen hat man eigentlich nie das Gefühl, dass zwanghaft noch eine Minderheit oder Ähnliches in die Handlung gequetscht wurde. Es fließt einfach alles zusammen, weil das in London nun einmal so ist – mit ein paar Klischees spielt Aaronovitch dabei auf sehr sympathische und lässige Art und Weise.

Fazit

Ein Buch voller Witz und liebenswerter Charaktere, die im übernatürlichen London genialen Geistergeschichten auf den Grund gehen und einen tatsächlich daran zweifeln lässt, ob sowas wie Geister und Götter nicht doch unter uns wandeln. Die gesamte Reihe ist ein Muss für alle Leseratten da draußen und sollte viel bekannter sein, eine absolute Leseempfehlung! Wir freuen uns, dass die Reihe noch weiter geht und wir mehr zu lesen haben!
9/10 ★★★★★★★★★

„Würde es uns denn umbringen, wenn wir eine offizielle Behörde hätten, die für das Übernatürliche zuständig ist?“
„Ein Ministerium für Magie?“, fragte ich.
„Haha.“

1 Kommentar:

  1. Moin ihr beiden,

    hab gerade das Buch durchgelesen und kann eure Begeisterung für die Reihe wirklich verstehen. Bin schon gespannt auf die nächsten Bücher.

    LG

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