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Die Schatten von London

Ein Mädchen der Südstaaten in einem Internat im East End. Mysteriöse Morde, die denen von Jack the Ripper auf bestialische Art und Weise ähneln und Kameras, die defekt sein müssen, denn sie zeigen den Mord – aber keinen Täter.

Inhalt

Der Tag von Rorys Ankunft im altehrwürdigen Internat Wexford ist gleichzeitig der Tag, an dem eine Mordserie beginnt, die ganz London in Atem hält. Jack the Ripper ist zurück, oder vielmehr jemand, der den Serienmörder kopiert. Unter den Augen der an den TV-Bildschirmen mitzitternden Londoner Bevölkerung tötet der Ripper trotz Überwachungskameras und observierenden Hubschraubern weiter – ohne eine Spur zu hinterlassen. Was keiner weiß: Eine Zeugin gibt es – Rory. Die junge Amerikanerin ist die Einzige, die den Mörder gesehen hat. Womöglich auch die Einzige, die ihn sehen kann? Und plötzlich ist der Ripper hinter Rory her…

Informationen

Titel: Die Schatten von London
Autor: Maureen Johnson
Verlag: cbt
Erscheinungsdatum: 8. Dezember 2014
Seiten: 512
Genre: Fantasy-Thriller
Preis: 13,99€

Aurora „Rory“ Devaux beschließt ihre Zeit in England in einem Internet im East End von London zu verbringen und erhofft sich eine aufregende Zeit in einer der spannendsten Städte der Welt. Doch kurz vor ihrer Ankunft fangen die Morde an, die auf eins schließen lassen: Jack is back! Die gesamte Stadt hält den Atem an, während der Mörder weiterhin die Stadt unsicher macht und neben dem Stress an einer englischen Schule, sieht sich Rory bald viel größeren Problemen ausgesetzt. Denn sie sieht Dinge, die niemand sonst sieht, und das lässt sie weiter ins Visier von Jack the Ripper rücken, als ihr vielleicht lieb ist.

Meine Meinung

Als allererstes muss ich auf das Cover eingehen, welches ich eigentlich ziemlich gut finde. Ich mag den verwischten Hintergrund mit den Wahrzeichen von London und die Frau im Fokus – doch stellt sich mir nun die Frage: Warum ist die Frau rothaarig? Natürlich dachte ich zuerst, dass Rory, unsere Protagonistin, rote Haare hätte, aber die ist dunkelhaarig und daher verstehe ich die Auswahl für das Cover nicht so ganz. Aber vielleicht gab es da Kommunikationsschwierigkeiten? Oder eine kleine Abneigung gegen dunkle Haare? Wer weiß. Auf jeden Fall ist mir das als erstes aufgefallen und dann als nächstes die Gestaltung der Kapitelanfänge. Jeweils die erste Seite eines neuen Kapitels ist komplett von einem schlichten Rahmen umfasst, da danach der Text aber noch um einige Seiten weiter geht, finde ich das irgendwie unpassend. Es wirkt seltsam und hat keinen ersichtlichen Nutzen, ich war am Anfang tatsächlich auch ein wenig irritiert – aber auch da wird sich die Design-Abteilung des Verlags etwas gedacht haben, was mir allerdings eher verborgen geblieben ist.

Die Schatten von London - Maureen Johnson
Nun aber zum Inhalt des Buches und der Geschichte rund um Rory und den Ripper. Wegen letzterem habe ich mir das Buch überhaupt erst gekauft: Ich fand es toll, dass das Buch in London spielt und die Ripper-Morde auf eine gewisse Art und Weise Einzug finden sollten. Da der Ripper auch auf mich eine gewisse Faszination ausübt, war das Buch schnell gekauft und hat mich nicht enttäuscht. Wir starten direkt mit der Beschreibung eines Mordes und dem Beginn der Rückkehr des Rippers. Dieses Kapitel hebt sich vom Rest des Buches ab. Es ist in der dritten Person geschrieben und bezieht sich direkt auf die Morde, von diesen Kapiteln gibt es mehrere innerhalb des Buches und ich finde es gut, dass wir dadurch einen tieferen und genaueren Einblick in die Mordserie bekommen. Der Start ist somit direkt sehr spannend und so ist es mir leicht gefallen direkt weiter zu lesen. Danach lernen wir Aurora „Rory“ kennen, die ab dann aus der Ich-Perspektive erzählt, und ich finde ihre Einführung sehr passend und nicht zu lang. Wir erfahren das Wichtigste und lernen mit ihr das Internat Wexford kennen – Johnson beschränkt sich hierbei auf eine kurze und knappe Einleitung, sodass man nicht sofort keine Lust mehr wegen ellenlangen Beschreibungen von Schuluniformen oder so etwas hat. Allgemein erfolgt die Beschreibung von allem – seien es nun die Figuren, die Umgebungen oder Hintergrundgeschichten – oftmals auf dezente Art in Gesprächen oder eben so nebenbei in Rorys Gedanken. Wir müssen uns nicht mit bloßen Erklärkapiteln aufhalten, sondern Johnson füllt Übergangssituationen einfach mit den Informationen, die wir brauchen. So wird es nie langweilig und ich hatte trotzdem das Gefühl am Ende des Buches alle Figuren und Zusammenhänge zu kennen.
Die Mordserie rund um den Ripper finde ich wirklich gut inszeniert. Es ist spannend, ekelhaft und skurril zugleich. Spannend, weil Rory schnell auf eine sehr andere Art mit dem Ripper in Kontakt kommt und dieser sich auf gruselig Stalker mäßige Weise an sie heran macht. Es ist ein bisschen wie ein Katz-und-Maus-Spiel und irgendwie weiß man, was der Ripper vorhat und dann wieder doch nicht – das macht das Ganze sehr spannend. Ekelhaft ist es, weil Johnson auf eine, wie ich finde, sehr realistische Art beschreibt, wie die Welt einen Serienmörder feiert. Die ganze Stadt wird wegen der Morde im Tourismus völlig belebt und die Leute feiern Partys, während sie darauf warten, dass irgendwo jemand von dem gesuchten Mörder umgebracht wird. Es ist makaber und ekelhaft, aber durchaus realistisch. Ich denke genau so würde es ablaufen und finde so lässt Johnson das noch echter erscheinen. Skurril wird es, wenn es dazu kommt, dass es Aufnahmen der Morde ohne den Mörder gibt. Und da komme ich zu dem Punkt, den ich an dem Buch einfach liebe: Es ist eine Geistergeschichte! Und ich liebe Geistergeschichten! Ich finde die Art wie Geister in „Die Schatten von London“ beschrieben und erklärt werden sehr gut und logisch, mag das die Geister teilweise zu materiellen Handlungen fähig sind und es ihnen dadurch beispielsweise möglich ist zu Lesen oder eben zu Morden. Die Erklärung wieso einige Leute nun dazu fähig sind Geister zu sehen und andere nicht, finde ich auch gut – jedoch finde ich die Art wie Rory ihre Kraft erhält ein wenig albern. Aber entscheidet selbst…

Die Schatten von London - Maureen Johnson
Womit ich nun zu den Charakteren kommen möchte. Ich hatte ein wenig Angst vor Klischee-Internatsmädchen, muss ich schon zugeben. Und an einigen Stellen wurde ich auch nicht enttäuscht, aber das dann auf eine passende Art und Weise. Eine ekelhafte Streberin und die Partymädels im Nachbarzimmer darf es durchaus geben, wo Johnson die wichtigen Figuren meiner Meinung nach so schön und nicht unglaublich klischeehaft gestaltet hat. Rory finde ich hat einen ganz eigenen Charme und ist mir gleichzeitig ab und an ein wenig ein Rätsel. Sie ist das Südstaatenmädchen, das gerne isst und viel redet – geschmückt wird sie mit vielen Geschichten über ihre Familie in Amerika und so bekommt sie einen leicht durchgeknallten Charakter. Egal ob sie nun von ihrer Cousine erzählt, die denkt sie hat Kontakt zu den Engeln oder von Onkel Bick, der einen Vogelladen führt und Kappen trägt, auf denen „Spatzenhirn“ steht (so eine will ich haben!) - das alles wird Teil von Rory und macht sie so liebevoll verrückt und chaotisch. Das sie dabei einen so schönen Sturkopf hat und trotzdem mit der richtigen Portion Angst und Misstrauen reagiert, macht sie für mich zu einem guten und realistischen Hauptcharakter. Aber auch die Nebencharaktere sind sehr schön ausgearbeitet. Egal ob ihre Mitschüler Jazza, die süße Mitbewohnerin, Jerome, der etwas zu neugierige Lockenkopf aus dem Jungenwohnheim oder Charlotte unsere Bilderbuch-Streberin oder die Shades-Mitglieder. All ihre Charaktere stattet Johnson sehr realistisch aus, auch wenn mir die Shades alle zusammen etwas zu schnell mit ihren Geister-sehen-können-Erlebnissen heraus rücken, doch hier kann ich mich selbst damit trösten, dass das unter Leuten, die Geister sehen vielleicht normal ist.

Fazit

Ein spannender Thriller, der zwischen Internatsleben und geheimen Organisationen genau die richtige Mischung für eine Geisterjagd in London findet. Ein guter erster Teil, der Lust auf mehr macht, und nur durch einige seltsame Gestaltungsentscheidungen „negativ“ auffällt.

7/10 Sterne ★★★★★★★


„Heute Nacht werde ich töten, lautete die Nachricht. Ich werde töten und töten und wieder töten, so lange, bis ich bei dir bin.“

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