Eine Hörspielreihe voller
Abenteuer, ungewollter Situationskomik, genialer Charaktere und Pfeifkonzerten
im Badezimmer.
Inhalt
Das Jahrtausend war noch jung.
Die Menschheit hatte der Natur viele Geheimnisse entrissen. Wissenschaft und
Technik verdrängten den Glauben an das Übernatürliche, doch das Böse existierte
und es war schlau. Aus dem Dunkeln griff es an und holte sich seine Opfer.
Geister, Dämonen, die Ausgeburten der Hölle – sie alle warteten auf den Tag, an
dem Satan die Herrschaft auf Erden übernehmen und die Menschheit in Unheil und
Chaos stürzen würde. Doch einer war ausersehen gegen die Mächte der Finsternis
zu kämpfen. Dämonen nannten ihn: Den Sohn des Lichts. Seine Freunde nannten
ihn: Den Geisterjäger. Sein Name war: John Sinclair.
Informationen
Titel: Geisterjäger
John Sinclair
Autor: Jason Dark
Verlag: Bastei Lübbe
Erscheinungsdatum:
seit 1973 jagt John bereits Zombies & Co.
Folgen: 114 (in der
regulären Reihe)
Genre: Grusel
Preis: auf Spotify
umsonst, auf CD ca. 8 €
Geisterjäger John Sinclair und
sein Team sind weltweit auf der Jagd nach allem Übernatürlichen, was es wagt
ans Tageslicht zu kommen. In kurzen Einzelepisoden oder auch in Mehrteilern
verfolgt das Sinclair-Team Zombies, Geister und Vampire und legt sich über
Jahre hinweg mit der Hölle an.
Meine Meinung
John Sinclair war für mich zuerst
„nur“ die Groschenromanreihe aus den Bahnhofbuchläden und so richtig zu den
Hörspielen bin ich erst recht spät gekommen, aber ich bin froh auf sie
aufmerksam gemacht worden zu sein. Zum Glück gibt es so unglaublich viele
Folgen, weswegen ich immer noch in den Genuss der gruseligen Abenteuer des
Sinclair-Teams komme. Hier in dieser Rezension werde ich mich sogar noch einmal
beschränken und auf die ersten 70 Folgen der Hörspielreihe eingehen, da ich
dort den Sinnabschnitt am passendsten finde.
Zuerst hatte ich zwei Gedanken:
Erstens, ob mir Hörspiele nicht zu albern wären und zweitens, ob ich mir als
Vorzeige-Angsthase nicht mit einer Gruselreihe zu viel vornehme. Und so habe ich
zuerst in Begleitung in die Abenteuer von John Sinclair rein gehört und
gemerkt, dass beide Befürchtungen unnötig gewesen waren. Denn natürlich
schrecke ich gerne mal zusammen, wenn John mal wieder von irgendetwas
angefallen und halb gefressen wird, aber ich kann eindeutig noch nach den
Folgen schlafen – und das mit der Albernheit: Die macht für mich allmählich
irgendwie den Charme der Reihe aus. Und meiner Meinung nach entsteht so ein
gewisser Humor in den Situationen irgendwie ganz automatisch, wenn man nun
einmal alles, was man macht, beschreiben muss. Ich finde es keinesfalls
störend, sondern eher sympathisch, wenn die Figuren immer im Bad summen, jeder
einzelne Schritt über die Schlucht beschrieben wird oder die Kung-Fu Schläge
von Suko einen vor Schreck jedes Mal zusammen fahren lassen. Nachdem ich mich
also über meine anfänglichen Bedenken hinweg gesetzt hatte, konnte ich mich
ganz auf die Geschichte des Geisterjägers einlassen und die finde ich ziemlich
genial. Es gibt sowohl einzelne Folgen, als auch mehrere Episoden, die ein
großes Ziel verfolgen – und das ist zuerst der Sieg über den Schwarzen Tod und
später der Kampf gegen die Mordliga und Asmodina. Die Idee einen auserwählten
Jäger gegen das Böse zu haben ist zwar nichts wirklich Neues, aber da die Reihe
schon so alt ist (vermutlich war es damals was wirklich brandneues!) und das
typische Gut gegen Böse einfach immer funktioniert, stört das überhaupt nicht. Im genauen
Gegenteil finde ich es eigentlich mal ganz gut wieder mit den ganz klassischen
Kreaturen der Unterwelt konfrontiert zu werden. Wirklich böse Vampire (keine
die glitzern!), ekelige Dämonen und Werwölfe, die noch ganz klassisch ihren
Trieben folgen – es macht einfach Spaß, dass man die Wesen schon kennt und auch
einordnen kann. Nicht, dass in den Abenteuern von John nicht auch mal ganz neue
Wesen auftreten, von denen zumindest ich noch nie etwas gehört habe – aber das
passt dann immer sehr gut und ist nie zu überdreht. Der Bezug zu irgendeiner
Mythologie ist eigentlich immer vorhanden!
Und so komme ich mal direkt auf
das Sinclair-Team zu sprechen, welches John bei seinen Abenteuern unterstützt
und regelmäßig mit verfolgt wird. John Sinclair als Kopf der ganzen Truppe und
Auserwählter des Kreuzes (genaueres zu diesem werde ich wohl in den nächsten
Folgen erfahren!) finde ich schlichtweg genial. Er ist ein klassischer
Frauenheld, Polizist und Held – auch wenn er öfters mal einen gegen den Kopf
bekommt, das mindert seinen Charme keineswegs. Als Protagonist ist er meiner
Meinung nach sehr gut gewählt. Er ist ein klarer Charakter, auf den in seinem
Wesen und seinem Handeln immer irgendwie Verlass ist – was in Hörspielen und
ihrer Funktionsweise als Medium schon eine wichtige Rolle spielt. Dann wären da
als weitere Mitglieder: Johns Kumpel und Kollege Suko (oder „Der Chinese“ wie
er oftmals genannt wird), die Privatdetektivin und Liebhaberin Johns Jane
Collins, der Reporter Bill Conolly und dessen Frau Sheila und Sir James Powell,
der Gründer und Leiter der Spezialabteilung für Übernatürliches. All diese Figuren sind sehr klar strukturiert
und haben einen einfachen Charakter, den man in Büchern vielleicht kritisieren
würde – doch wie bereits erwähnt, ist hier das Medium zu berücksichtigen. In
Hörspielen muss alles um einiges knapper gehalten werden, um die Geschichte
richtig und in der gesamten Komplexität zu vermitteln. Deswegen finde ich auch,
dass jeder Charakter im Sinclair-Team toll gewählt, sinnvoll und irgendwie
liebenswert ist. Egal ob Suko wegen seines stichelnden Humors gegenüber John,
Jane als Powerfrau oder Sir Powell, der sich immer wieder zu teuren Flügen für
das gesamte Team überreden lässt.
"Geisterjäger John Sinclair - Jason Dark" |
Die guten Figuren kommen aber
nicht nur auf der Seite des Lichts vor, sondern auch die Gegner oder auch gerne
genannt Erzfeinde von John sind gut gewählt und umgesetzt. Zuerst tritt der
Schwarze Tod ins Rampenlicht und ist als riesiges schwarzes Skelett mit Sense
so unheimlich stereotypisch, dass es wieder richtig Spaß macht da zuzuhören. Er
ist als Gegner Johns natürlich sehr mächtig und überrascht immer wieder damit,
wo er überall seine skelettierten Finger mit im Spiel hat. Das ist allgemein
auch etwas, was ich sehr an dem Hörspiel mag – zuerst scheinbar lose Folgen
haben im späteren Verlauf noch wirklich wichtige Funktionen für das große
Abenteuer an sich. Da stellt sich dann der geliebte „Aha-Effekt“ ein. Doch so
gut der Schwarze Tod als Gegner auch sein mag, die Mordliga ist einfach noch
besser. Nicht zuletzt, weil sie aus so verschiedenen Figuren besteht, die
zusammen sehr tödlich, mächtig und auch lustig sein können. In der Mordliga
sind: Solo Morasso alias Doktor Tod, die Terroristin Pamela Scott auch bekannt
als Lady X, Tokata der Dämonensamurai, Marvin Mondo der verrückte
Wissenschaftler, die Königin der Werwölfe Lupina, Vampiro-del-Mar und zu guter
Letzt der Zombiekönig Xorron. Die gesamte Kombination aus allen existierenden
Wesen und sehr starken Charakteren versprach von Anfang an gut zu werden und
dieses Versprechen wurde gehalten – ich bin absoluter Fan der Mordliga. Auch
hier sind die Figuren wieder „einfach“ aber sehr klar gestaltet und haben alle
ihre Funktion, Schwächen und Stärken. Wenn Lady X ihr Maschinengewehr rausholt,
Tokata mit einem inbrünstigen Schrei seine Meinung zum Geschehen beisteuert und
Morasso den Todesnebel loslässt, dann geht es richtig rund für John und das
gesamte Sinclair-Team. Die direkten Feindschaften, die dabei entstehen sind
sehr gut durchdacht und wenn Lady X und Jane Collins aufeinander losgehen, darf
man sich dann schon einmal auf ein kleines Konzert an Schlägen freuen.
Fazit
Eine Hörspiel-Serie, die es
schafft mit guten Charakteren und klassischen Bösewichten zu begeistern. Mit
spannenden und ab und an auch wirklich gruseligen Abenteuern und einen Ensemble
genialer Synchronsprecher, die wie Faust auf's Auge zu den Charakteren passen.
Ein Muss für jeden, der guten klassischen Grusel mag und ein großer Spaß für
Liebhaber von Hörspielen und Neulinge auf dem Gebiet.
7/10★★★★★★★
„Wichser!“ „Tz, sowas sagt man nicht in einem Hörspiel!“
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